WeCollect steht an einem Wendepunkt: Trotz vieler Erfolge, zahlreicher Projekte und einer engagierten Community sind die Spenden für WeCollect stark zurückgegangen. Ende Oktober haben wir deshalb die Rettungsaktion «Save WeCollect» gestartet. Darauf folgten viele Fragen per E-Mail, von denen Sophie Fürst, Stiftungsrätin der Stiftung für direkte Demokratie, gerne eine Auswahl beantwortet.
Warum ist die finanzielle Situation von WeCollect in Schieflage geraten?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während wir 2021 noch 350'000 Franken an Einzelspenden erhielten, waren es 2023 nur noch 180'000 Franken. Gleichzeitig steigen die Projektkosten – etwa durch neue Angebote wie den automatisierten Postversand von Unterschriftenbogen für Menschen ohne Drucker. Dies kostet pro Versand rund zwei Franken, ist aber unverzichtbar, um allen Menschen die Beteiligung an der direkten Demokratie zu ermöglichen.
Was sind die Gründe für den starken Spendenrückgang?
WeCollect setzt seit Beginn auf Online-Fundraising, um kosteneffizient und nachhaltig Spenden zu sammeln. Doch der Markt hat sich verändert: Immer mehr Organisationen und Parteien investieren in ihr Online-Fundraising, zusätzlich zu klassischen Massnahmen wie Spendenbriefen per Post. Es ist uns bisher noch nicht gelungen, genügend Unterstützer:innen für regelmässige Spenden zu gewinnen, die uns mehr Planungssicherheit geben würden. Das müssen wir nachholen.
Wofür werden die 250’000 Franken konkret eingesetzt?
Die Rettungsaktion soll eine einmalige Sache bleiben. Wir wollen damit nicht nur die finanzielle Lücke für dieses Jahr schliessen, sondern auch die Ausgaben bis Ende März 2025 sichern und in konkrete Massnahmen investieren, um die Finanzen zu stabilisieren.
Die Mittel fliessen in vier Hauptbereiche: in Druck- und Versandkosten für Unterschriftenbogen, in die Kommunikations- und Kampagnenarbeit, in technologische Updates und den Betrieb der Plattform. Zu letzterem gehören die kostenlose Beratung der Projekte von der Idee bis zur Unterschriftensammlung, die Erstellung der Inhalte für die WeCollect-Projektseite und sowie die Bereitstellung der Plattform für den gesamten Prozess.
Was macht ihr, um die Zukunft von WeCollect zu sichern?
Wir haben bereits erste Schritte unternommen: Prozesse wurden automatisiert und die Personalaufwände auf knapp 120 Stellenprozente reduziert. Ein wichtiges Update wird die bessere Einbindung von Social Media sein. Damit erreichen Initiativen und Referenden auf WeCollect mehr Menschen, was mehr Unterschriften einbringt und neue Spender:innen anspricht.
Was passiert, wenn das Spendenziel nicht erreicht wird?
Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir den nötigen Betrag von 250’000 Franken bis Ende Jahr erreichen. Aktuell stehen wir bei rund 220’000 Franken. Falls wir das gesetzte Ziel nicht erreichen, können wir mit den bereits erhaltenen Spenden die Betriebskosten für das laufende Jahr decken und darüber hinaus eine Absicherung für 2025 haben. Entsprechend setzen wir jeden gespendeten Franken effizient ein.
WeCollect kann kostenlos genutzt werden – ist das eine gute Idee?
Die direkte Demokratie lebt von der Partizipation der Bürger:innen. Volksinitiativen und Referenden sind zwei wichtige Instrumente zur direkten politischen Einflussnahme. Doch gerade kleinen Organisationen und Privatpersonen fehlen oft die finanziellen Mittel, um erfolgreich eine Initiative oder ein Referendum zu starten. Die Stiftung für direkte Demokratie senkt diese Hürden, damit nicht nur finanzstarke Akteure die Möglichkeit haben, politisch Einfluss zu nehmen.
Warum übernimmt WeCollect Portokosten für Unterschriftenbögen?
Der digitale Alltag schafft neue Barrieren: Gemäss Umfrage hat mindestens jede fünfte Person in der WeCollect-Community keinen Zugang zu einem Drucker. Viele lesen dazu ihre E-Mails unterwegs auf dem Smartphone und können den Unterschriftenbogen nicht sofort ausdrucken. Mit dem Postversand von Unterschriftenbögen begegnen wir den wachsenden Hürden, sich an der direkten Demokratie zu beteiligen.
Stiftung für direkte Demokratie
Die erste Crowd-Stiftung der Schweiz
Die Stiftung fördert die politische Partizipation der Bevölkerung und unterstützt zivilgesellschaftliche Projekte, welche sich für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung und Nachhaltigkeit einsetzen.
Gegründet 2020 als Stiftungsfonds unter dem Dach von Fondations des Fondateurs, gewährleistet die Stiftung den Betrieb der Demokratie-Plattform WeCollect und stellt digitale Werkzeug für die Lancierung von Initiativen und Referenden kostenlos zur Verfügung.
Als erste Crowd-Stiftung der Schweiz steht sie auf den Schultern einer wachsenden Community von engagierten Bürger:innen. Sie finanziert die laufenden Projektarbeit durch Spenden und Gönnerschaften.